Die Entwicklung autonomer Fahrassistenzsysteme hat in den letzten Jahren enorm an Fahrt aufgenommen. Mit dem Full Self-Driving (FSD) von Tesla steht eines der fortschrittlichsten Systeme in den Startlöchern für die breite Anwendung. Doch vor allem in Europa sorgen die regulatorischen Rahmenbedingungen und Prozesse für zahlreiche Verzögerungen und Diskussionen. In diesem Blogartikel werfen wir einen detaillierten Blick auf die aktuelle Situation rund um Tesla FSD in Europa, beleuchten die Fortschritte und Probleme sowie mögliche zukünftige Entwicklungen.
Europa gilt als Vorreiter, wenn es um die Sicherheit und die Regulierung im Straßenverkehr geht. Gleichzeitig bremsen eben diese Regulierungen oft neue, technologische Innovationen aus – zum Frust vieler. Die UNECE (Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa) spielt dabei eine zentrale Rolle als globales Regelwerk für Fahrzeugzulassungen und Sicherheitssysteme. Fast jeder, der sich mit autonomen Fahrfunktionen und deren Integration in Europa beschäftigt, kommt an der UNECE nicht vorbei – ob er will oder nicht.
In den vergangenen Monaten gab es einige bemerkenswerte Entwicklungen hinsichtlich der Einführung von Teslas FSD in Europa. Wer mit dem Thema noch nicht vertraut ist, sollte sich zunächst grundlegendes Wissen verschaffen – dieser Artikel baut auf Vorwissen auf.
Eine große Errungenschaft: Die Zulassung für FSD mit „Hands on“ auf der Autobahn ist durch. Das bedeutet, dass Fahrer die Hände weiterhin am Lenkrad behalten müssen, aber das System einen Großteil der Fahraufgaben übernehmen kann. Diese Funktion tritt ab September in Kraft und markiert einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Automatisierung des Verkehrs.
Beim Einsatz von FSD innerhalb geschlossener Ortschaften herrscht dagegen weiter große Uneinigkeit. Die Systemmanöver – also das Verhalten des Fahrzeugs in komplexen Situationen wie Stadtverkehr oder Kreisverkehren – werden nach wie vor intensiv diskutiert. Im Zentrum steht dabei die Frage, ob Fahrer in kritischen Momenten noch rechtzeitig eingreifen können. Ein weiterer Kernpunkt betrifft die Dauer, die ein Fahrer von „Hands off“ – also keine Hände am Steuer – bis zum aktiven Eingreifen benötigt. Wie schnell kann ein Mensch im Notfall wieder das Steuer übernehmen?
Eine der größten Sorgen in der Regulierung ist die praxisgerechte Nutzbarkeit der Systeme. Strikte Vorgaben könnten dazu führen, dass das System in alltäglichen Fahrsituationen kaum noch praktikabel ist – wie etwa beim Spurwechsel mit der bekannten 4-Sekunden-Regel, die zum Beispiel beim Spurwechsel minutiöse Aufmerksamkeit erfordert und einen schnellen Reaktionsknopf nötig macht.
Hinzu kommt, dass die Definition eines „Manövers“ der UNECE noch nicht praxistauglich ist. Gerade in der Stadt können auch simples Bremsen und Beschleunigen schon als Manöver gezählt werden, was dazu führen würde, dass das System permanent um Erlaubnis fragen müsste. Das ist offensichtlich wenig praktikabel.
Die Europäische Kommission hat diese Problematik wissenschaftlich durch das Joint Research Center untersuchen lassen. Dabei wurde die Zeit gemessen, die Fahrer benötigen, um von einer passiven Haltung („Hands off“) in eine aktive Kontrolle („Hands on“) überzugehen. Selbst im Worst Case, unter künstlich erschwerten Bedingungen, zeigte die Studie, dass dieser Vorgang meist innerhalb einer Sekunde machbar ist. Die Tester sollten dazu aktiv aus dem Fenster oder auf den Fußraum schauen, um eine realitätsnahe Ablenkung zu simulieren.
Die europäischen Gremien bewegen sich bei diesem Thema äußerst bedächtig. Vertreter der Europäischen Kommission setzen sich innerhalb der UNECE dafür ein, eine Kombination aus innerorts „Hands on“ und außerorts „Hands off“ Systemen zu erlauben. Doch selbst bei optimalem Verlauf wird eine UNECE-weite Zulassung des FSD für innerstädtische Umgebungen nicht vor Januar 2027 erwartet. Viele Experten sehen eine Zulassung über diesen Weg als nahezu ausgeschlossen, zumindest auf absehbare Zeit.
Zum Glück existiert in der EU ein regulatorisches Hintertürchen: die sogenannte Artikel-39-Zulassung. Die Europäische Kommission selbst, die auch die oben erwähnten Studien beauftragt hat, möchte mit dieser Regelung sicherstellen, dass technologisch führende Systeme, die durch bestehende Regularien blockiert werden, dennoch unter bestimmten Bedingungen eine Zulassung erhalten können.
Nehmen wir das Beispiel der Niederlande, wo die Zulassungsbehörde RDW (Rijksdienst voor het Wegverkeer) eine zentrale Rolle spielt. Wenn Tesla eine Genehmigung beantragt, prüft die RDW das System umfassend: Dazu gehört das Testen von FSD in der Praxis auf niederländischen Straßen, die genaue Dokumentation der Ergebnisse, Simulationsprüfungen und gezielte Nachfragen an Tesla zu technischen Details. Falls die RDW nach all diesen Prüfungen das System als sicher einstuft, wird eine vorläufige EU-Typgenehmigung erstellt – allerdings mit Beschränkung auf die Niederlande.
Diese Ergebnisse können jedoch auch von anderen Mitgliedsstaaten nachvollzogen und übernommen werden, was mittelfristig eine europäische Lösung für technologische Pioniere wie Tesla ermöglichen könnte.
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Der Weg zur Einführung von FSD in Europa bleibt steinig, aber nicht aussichtslos. Die Zulassung mit „Hands on“-Bedingung für Autobahnen ist ein richtiger Schritt in Richtung automatisiertes Fahren. In innerstädtischen Umgebungen werden jedoch weiterhin viele Hindernisse durch Regulierungen und Definitionen aufgebaut. Erst die intensive wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Verhalten der Fahrer und der Wirksamkeit von Safety-Mechanismen kann diese Hürden schrittweise abbauen.
Mit dem Artikel-39-Verfahren besteht die Chance, dass nationale Vorstöße schließlich als Beispiellösung für andere EU-Länder dienen könnten. Die Hoffnung liegt daher auf schnellen und erfolgreichen nationalen Initiativen, um die Vorteile moderner Fahrassistenzsysteme möglichst bald für eine breite Öffentlichkeit in Europa zugänglich zu machen.
Hinweis: Die Grundlage für diesen Artikel bildet das YouTube-Video von TeslaLucas, das sich ausführlich mit dem aktuellen Stand und den Perspektiven rund um Tesla FSD in Europa beschäftigt.